Keine Angst vor MS!
Du oder jemand aus deiner Familie hat Multiple Sklerose, kurz MS?
Auch mit MS ist ein glückliches Leben möglich. Hier kannst Du dich über die Krankheit informieren und findest Berichte von anderen Kindern.
Meine Geschichte beginnt am Anfang dieses Jahres. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals MS bekommen werde. Mitte Januar erzählte ich meinen Eltern, dass ich ein komisches Kribbeln an meiner rechten Seite hatte. Ich nahm es nicht ernst, aber es ging nicht mehr weg. Meine Eltern reagierten sehr komisch. Sie sagten wir müssen unbedingt einen Termin beim Arzt machen. Ich dachte mir nichts dabei, also ging ich zum besprochenen Termin zum Arzt und erzählte ihm, dass ich ein Kribbeln an der rechten Seite habe. Vor allem im rechten Arm.
Mein Arzt überwies mich dann zu einem Neurologen. Der untersuchte mich ganz genau. Er machte Tests mit meinen Händen und meinem Gehirn und guckte, ob alles in Ordnung ist. Danach sagte er, ich solle unbedingt in ein Krankenhaus. Er machte mir klar, dass es sein kann, dass ich MS haben könnte. Aber ich solle mir nicht zu große Sorgen machen, da es auch sein kann, dass es nichts Schlimmes ist. Aber ich hatte mir in dieser Situation schon gedacht, dass ich MS haben könnte...
Ich wurde in die Kinderklinik geschickt, da ich 15 bin und dass ich dort gleich aufgenommen werden kann. Anfang Februar war ich dann in Weiden in der Klinik. Ich kam in einen Kernspin, oder man nennt es so, keine Ahnung. Da untersuchten sie mein Gehirn. Am nächsten Tag bekam ich einen Termin vom Augenarzt. Er sollte meine Augen untersuchen, ob sich was verändert hat. Aber zum Glück war alles in Ordnung mit meinen Augen. Und dann einen Tag darauf wurde mir das Nervenwasser entnommen. Das war so ein voll komisches Gefühl, also hat nicht weh getan, sondern irgendwie komisch. Das Nervenwasser wurde untersucht und eine Psychologin erzählte mir was über MS, dass es Leute gibt, die MS haben, aber dennoch noch alles tun können. Ich dachte in der Nacht über das nach, was sie zu mir sagte, doch dann war es mir schon klar, dass sie mir das nicht umsonst gesagt hat...
Mir war irgendwie schon bewusst, dass ich MS habe. Ich bekam über diese Tage auch irgendein Mittel. Ich glaube das hieß Kortison oder so, aber ich bin mir da jetzt nicht sicher. Am nächsten Tag kam dann ein Arzt und sagte mir, dass ich MS habe. Diese Situation kam mir so lang vor. Ich war voller gemischter Gefühle. Ich wusste nur die Hauptsachen über MS. Ich habe mir gedacht: Na gut, ich habe MS, wird schon nicht so schlimm sein. Als dann meine Eltern kamen, kamen auch noch mal zwei Ärzte zu mir ins Zimmer. Eine Schwester war in diesem Moment noch bei mir und fragte mich, wie es mir geht. Als dann meine Eltern kamen und die Ärzte, da war die Situation angespannt. Die Ärzte zeigten meinen Eltern die Befunde von mir und sagten ihnen, dass ich MS habe. Ich denke, meine Eltern wussten nicht mit dieser Situation umzugehen. Das sah man. Sie waren geschockt. Aber man merkte, dass sie es versucht haben, dies zu vertuschen.
Am nächsten Tag durfte ich Heim. Meine Eltern waren so übernett und das hat mich genervt. Ich meine, es ging mir schon komisch zu wissen, dass ich MS habe, mir wäre es lieber gewesen, wenn sie normal gewesen wären. Dann hätte ich mich viel heimatlicher gefühlt. Aber das war nicht so. Als ich daheim war, ging ich als erstes in mein Zimmer und freute mich wieder in meinem Bett zu sein. Vor allem freute ich mich, meinen Hund wieder zu haben. Er heißt Dobie und einen zweiten Namen hat er auch: Raffael. Ich habe mit diesem Hund schon alles durchlebt. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er meine Körperbewegungen verstehen könnte und wüssten wie es mir ging. Als ich dann in die Küche ging waren alle so komisch. Am liebsten wollte ich wieder zurück ins Krankenhaus. Die Situation war richtig angespannt.
Man merkte richtig, dass man nicht wusste, über was man reden solle. Na ja, irgendwann hat man über den Tag geredet, wie er war und ja. Einen oder zwei Tage später war ich dann beim Neurologen und bekam Informationen über die Medikamente. Ich bekam einfach alle Informationen. Ich bekam auch ein Buch zugeschickt über die Krankheit MS. Das las ich gleich. Es war sehr interessant. Es standen sogar Dinge drin, von denen ich gar nicht wusste, dass es so was gibt. Man sollte mit der Ernährung achtgeben und es stand sogar drin, was gut und was nicht so gut ist. Aber ich denke, dass ist auch bei Gesunden so. (Link zum Shop auf www.dmsg.de)
Es gab Nebenwirkungen der Medikamente, bei mir Schüttelfrost, aber ich hab mich immer zusammengerissen und sagte mir, dass ich das schon schaffe. Ich fühle meine Hände und Beine, aber ich merke immer noch, dass meine rechte Hand nicht mehr so ist wie früher. Ich merke, dass die Informationen nicht so schnell geliefert werden, wie bei meiner linken Hand, aber das ist besser als im Rollstuhl zu sitzen. Ich meine, ich bin 15 und hab noch mein ganzes Leben vor mir.
Ich habe es nur einer Freundin erzählt, dass ich MS habe und die sitzt neben mir in der Schule. Ich hänge so was nicht gern an die große Glocke. Aber heute geh ich mit meiner Krankheit sehr lässig um. Vorher habe ich mich geschämt für diese Krankheit, aber jetzt ist es anders. Na ja, eigentlich ist alles anders geworden. Aber ich fühle mich gut und ich denke, das ist die Hauptsache. Meine Familie geht jetzt auch anders um mit dieser Krankheit. Manchmal glaub ich gar nicht, dass ich MS hab, weil ich jetzt eigentlich immer noch so ziemlich alles wie vorher machen kann. Ich schreibe jetzt diese Geschichte, weil ich euch Mut machen will. Das Leben ist auch mit MS schön.
Lisa
Meine Geschichte fängt an als ich eigentlich noch gar nicht auf der Welt war. Meine Mum hat mit 17 die Prognose auf MS bekommen und ihre ersten Schübe gehabt. Bis ich dann auf die Welt kam ging es meiner Mum schon nicht mehr so gut wie unkranken Menschen. Am Anfang konnte sie nicht mehr in die Sonne, weil sie dann einen neuen Schub bekommen hat. Dann als ich gerade in die 2. Klasse gekommen bin, konnte sie gar nicht mehr aufstehen. Sie lag im Bett fast 4 Monate lang. Doch dann irgendwie hat sie es geschafft, sich wieder aufzuraffen. Ihr ging es nicht so gut und das Laufen war schon schwieriger, aber sie konnte sogar noch Auto fahren.
Als ich in die 5. Klasse kam konnte meine Mum plötzlich nichts mehr sehen auf dem rechten Auge. Das deprimierte sie schrecklich, da sie früher Konstrukteurin gewesen war und ihre Leidenschaft, das Zeichnen, damit ziemlich flachfiel. Mit der Zeit verschlechterte sich ihr Laufen und sie musste sich am Stock, und später dann im Rollstuhl fortbewegen. Vor zwei Jahren begann sich dann Ihr seelischer Zustand stark zu verschlechtern. Sie war häufig depressiv und unnahbar. Doch ich weiß nicht, ob ich selber vielleicht nicht genauso wäre. Zu allem kamen starke Schmerzen und Spastiken hinzu, und Erstickungsanfälle.
Ich bin mit all diesen Dingen groß geworden und hab jede dieser Situationen genau vor Augen. Obwohl ich von meiner Mum gelernt habe, zu kämpfen, fällt es mir manchmal schwer keinen Hass auf all die Menschen zu haben, denen es so gut geht und die es nicht zu schätzen wissen. Ich bin mittlerweile 17 und gehe in die 11. Klasse und trotzdem schaffe ich es nicht, immer so zu tun als wäre nichts. Doch ich kenne keinen, der versteht, was es heißt damit zu leben. Ich liebe meine Mutter und Sie so leiden zu sehen tut verdammt weh. Und ich weiß auch, dass sie nicht mehr lange durchhält.
Doch trotzdem gebe ich erst die Hoffnung auf Besserung auf, wenn es wirklich keine mehr gibt. Die Krankheit meiner Mum hat mich gelehrt, stark zu sein und mehr zu bewältigen, denn man weiß nicht, auf was man sich gefasst machen muss.
Ich bewundere meine Mum und alle, die diese Krankheit haben, dass sie so stark und so tapfer sind und sich selbst nicht verlieren.
Zum Schluss möchte ich allen, die MS haben oder die Betroffen sind, sagen: Verliert den Mut nicht und lasst andere Reden was sie wollen! Ihr seid alle so stark wie ihr euch haltet. Und keiner der noch nicht in so einer Situation war, weiß wie hart es ist und wie viel Kraft es benötigt. Es gibt so viele Menschen, die wissen, wie es euch geht! Gemeinsam sind wir stärker als MS!
Du möchtest über dein Leben mit MS berichten?
Dann schicke uns Deine Geschichte an dmsg(at)dmsg.de
Informationen und Kontakte für alle Fragen rund um MS findest Du hier: www.dmsg.de